Es ist natürlich auch ein entscheidendes Thema das maßgeblich auf das gesamte Teichklima und das Wohlbefinden, sowie die Gesunderhaltung der Koi, Einfluss nimmt. Ich möchte dieses Thema einmal ganz praktisch betrachten. Es gibt natürlich unzählige Parameter die wir als Koihalter messen können, aber eben auch einige die nur schwer zu erfassen sind. Und wiederum andere, welche zwar interessant, aber eigentlich unwichtig sind.
Betrachtet man die Praxis, also den Betrieb des Teiches Zuhause, gibt es tatsächlich nur wenige Parameter die ich für wirklich wichtig erachte und die man als Koihalter auf dem Schirm haben sollte. Das wären vor allem die Werte für Ammonium (NH4), Nitrit (NO2), Karbonathärte (KH), der pH-Wert, die Temperatur und der Sauerstoffgehalt in mg/l.
Womit und wie oft messen
Wer viel misst, misst Mist. Ja, das stimmt leider. Ungeeignete Messmethoden gibt es zuhauf. Leider sind die meisten Möglichkeiten auch mit einer gewissen Fehlertoleranz behaftet, so dass es vorkommt, dass Messergebnisse teilweise keinen Sinn ergeben. Die für den Privatanwender genaueste Methode ist ein Photometer. Über den Zusatz von diversen Chemikalien in die Teichwasserproben, wird mit Hilfe von Lichtbrechung der zu messende Wert ermittelt. Diese Variante ist sehr genau, aber die Messgeräte sind teuer. Ich bin nicht überzeugt, dass sich ein ambitionierter Koihalter zwingend ein Photometer kaufen muss. Ich vertrete die Auffassung, dass es ausreicht mit sogenannten Tröpfchentest zu arbeiten. Diese gibt es meist für alle relevanten Parameter in einem Messkoffer, zu dem sich die Chemikalien auch nachkaufen lassen. Die Tröpfchentest bringen bei korrekter Anwendung relativ genaue Messwerte die meiner Überzeugung nach ausreichen, um Tendenzen im eigenen Teich aufzuzeigen. Abraten möchte ich von sogenannten Stäbchentest. Im Selbstversuch zeigten diese bei ständiger Wiederholung komplett unterschiedliche Messwerte an. Ich konnte alle drei erwähnten Messvarianten gegeneinander abgleichen und sehe daher die Tröpfchentest als die praxisrelevanteste Methode, zur Messung der Wasserwerte.
Die Häufigkeit mit der man seine Wasserwerte messen sollte hängt am Ende davon ab, wie gut man seinen Teich kennt und wie gut das Management ist. Regelmäßige Wasserwechsel, eingelaufene Biofilter und konstante Futtermengen bei angepasster Belüftung, haben eine enorm stabilisierende Wirkung auf die Parameter. Und das muss letztendlich auch das Ziel sein. Koi lieben die Stabilität der Parameter und reagieren empfindlich auf starke Schwankungen ihrer Umwelt. Wird ein Teich neu besetzt, sollten die Parameter tatsächlich genauer und regelmäßiger beobachtet werden. Ein tägliches Messen in den ersten Wochen schafft Gewissheit wie gut der Teich einläuft. Bei bereits länger laufenden Teichen empfehle ich eine Messung einmal die Woche. Und bei Leuten die sich wirklich schon sicher sind was Sie tun, trotzdem alle 2 Wochen. Warum diese Regelmäßigkeit? Da es nun mal vorkommt, dass ein Teich auch äußeren Einflussfaktoren unterliegt, ist ein Messen in regelmäßigen Zeitabständen niemals verkehrt. Zudem ist es so, dass der Auslöser für Probleme bei den Koi, meistens 1-2 Wochen vor dem eigentlichen Auftreten liegt. Hat man nun eine kontinuierliche Messreihe, lässt sich der Auslöser wohlmöglich anhand der Messergebnisse bestimmen und man kann sein Teichmanagement verbessen oder weiß überhaupt erst wonach gesucht werden muss, um ein Problem zu beseitigen. Die Messergebnisse sollten daher auch immer dokumentiert werden. Meine Empfehlung ist eine Art kleines Teichtagebuch. Dort lassen sich auch andere Dinge eintragen, die einem am Teich oder an den Fischen aufgefallen sind. Somit hat man eine einwandfreie Dokumentation die nicht nur einem selbst, sondern auch einem Koi-Tierarzt helfen kann, sollte es notwendig werden einen zu kontaktieren.
Die Interpretation der Parameter
Fangen wir mit dem Stickstoffkreislauf an. Durch die Nahrungsaufnahme der Koi, wird der Verdauungsprozess ausgelöst. Der Koi fängt dabei an Ammonium über seine Kiemen auszuscheiden. Es ist ein Abfallprodukt welches er, wie den Kot auch, loswerden muss. Das Ganze macht er nicht aktiv, sondern über ein Konzentrationsgefälle. Solange die Konzentration an Ammonium im Teichwasser geringer ist wie im Koi, kann er das Ammonium über die Kiemen ausscheiden. Nachdem das Ammonium im Wasser ist, wird es über den Filterkreislauf an den Filterbakterien vorbeigeführt. Diese können das Ammonium verstoffwechseln und bauen es zu Nitrit um. Ammonium welches zu Ammoniak werden kann, wie auch Nitrit, sind in hohen Konzentrationen giftig für den Fisch. Genau deswegen brauchen wir auch einen aktiven Biofilter der dafür sorgt, dass die Konzentration der beiden Stoffe im Teichwasser immer gering bleibt. Ebenso wie das Ammonium wird auch das Nitrit im Filter weiterverarbeitet. Wieder andere Mikroorganismen wandeln es letztendlich in Nitrat um, welches für die Koi ungiftig ist. Nitrat ist am Ende ein Nährstoff für Pflanzen wie auch Algen. Daher versucht man über regelmäßige Wasserwechsel am Koiteich, auch den Gehalt des Nitrats gering zu halten, da es hierdurch verdünnt wird.
„Für den Koihalter ist es wichtig zu wissen, dass hohe Ammonium Werte bei gleichzeitig hohen pH-Werten dazu führen, dass sich das Ammonium in Ammoniak umwandeln kann. Ammoniak ist ein Fischgift und kann ganz schnell dazu führen, dass ein Bestand zugrunde geht.“
Daher sollte darauf geachtet werden, dass man grundsätzlich immer sehr niedrige Ammoniumwerte in seinem Teichwasser hat. Sollte dies nicht so sein, ist der Teich neu und der Biofilter noch nicht richtig eingefahren oder im anderen Fall der Teich alt und der Biofilter beschädigt oder an seiner Kapazitätsgrenze angelangt. Hohe Ammoniumwerte führen wie bereits beschrieben auch dazu, dass sich das Konzentrationsgefälle umkehrt und der Fisch das Ammonium nicht mehr ausscheiden kann. Er geht dann an einer inneren Ammoniumvergiftung zugrunde.
Ähnlich verhält es sich mit dem Nitrit. Tatsächlich tolerieren Koi hohe Nitritgehalte im Teichwasser außerordentlich lange. Allerdings ist dies auch ein Zeichen dafür, dass der Biofilter noch nicht eingelaufen ist, oder nicht richtig arbeiten kann, bzw. überfordert ist. Man sollte beachten, dass es völlig normal sein kann in den Abendstunden Nitritgehalte von 0,1 bis hin zu 0,2 zu messen. Dies liegt daran, dass an einigen Teichen tagsüber viel gefüttert wird und die Ammoniumausscheidungen im Filter erstmal zu Nitrit umgewandelt werden. Sollte allerdings am nächsten Morgen der Gehalt an Nitrit nicht deutlich nach unten gegangen sein, wird es Zeit etwas am Teichmanagement zu ändern.
Während der Einlaufphase von Teichen, oder bei Problemen, die zu hohen Nitritgehalten führen, kann man die Giftigkeit des Nitrits für den Koi blockieren. Dazu wird Salz verwendet. Bereits 150 Gramm auf 10.000 Liter sollten ausreichen das Nitrit für den Fisch unschädlich zu machen. Es verschwindet dadurch nicht, aber die Aufnahme an den Kiemen zurück in den Koi, wird blockiert. Somit hat der Koihalter ein wenig mehr Zeit das Problem zu beheben.
Die Karbonathärte des Wassers ist aus meiner Sicht ganz besonders wichtig. Über diese regulieren sich fast alle biochemischen Prozesse, die für uns im Koiteich wichtig sind. Vor allem steht die Karbonathärte in einer Dreiecksbeziehung mit dem pH-Wert und dem bisher unerwähnten CO2 Wert. Den CO2 Wert braucht niemand messen. Er lässt sich errechnen, wenn pH und KH bekannt sind. Zusätzlich zum Ammonium, scheiden die Koi auch CO2 als Abfallprodukt ihres Stoffwechsels aus. Die Erhöhung des CO2 im Wasser bewirkt chemisch eine Reduzierung des pH-Wertes. Oftmals kann der Koihalter dies im Sommer feststellen, wenn viel gefüttert wird. Die Koi scheiden dann mehr CO2 aus und der pH-Wert sinkt ab. Übrigens:
„Durch starke Belüftung des Teiches wird CO2 ausgetragen. Bei übermäßiger Belüftung kann dies dazu führen, dass sich der pH-Wert aufgrund dessen unnötig erhöht.“
Was macht nun der KH Wert bei der ganzen Sache?
Die Karbonathärte im Wasser fungiert als Puffer für den pH-Wert. Solange KH vorhanden ist, kann der pH-Wert nicht wesentlich unter 7,0 abfallen. Die Koi sollten in einem Milieu gehalten werden, dass einen pH-Wert von 6,8 bis 8,5 aufweist. Das ist eine große Spanne. Natürlich sind Minimum und Maximum die Extremwerte. Diese Extreme bergen durchaus Risiken. Daher spreche ich mich dafür aus den Korridor etwas enger zu fassen. Ein pH-Wert zwischen 7,0 bis 7,8 empfinde ich als optimal. Das wichtigste hierbei ist die Stabilität! Solange der pH-Wert stabil ist und maximal um 0,1 bis 0,2 während der Woche schwankt, hat der Koihalter alles richtiggemacht. Und der KH Wert hilft dem Koihalter dafür zu sorgen, dass der pH-Wert nicht unter 7,0 abfallen kann.
Leider verbraucht sich die Karbonathärte durch biochemische Prozesse. Vorwiegend sind da die Filterbakterien zu nennen, die den Kohlenstoff aus den Karbonaten zur Zellteilung benötigen.
„Sollte der Koihalter keinen Wasserwechsel machen, der die KH regeneriert, wird diese irgendwann auf 0 abfallen. Dies ist der Zeitpunkt an dem kein Puffer mehr vorhanden ist und ein pH-Sturz ausgelöst wird. Ein Wasserwechsel wird immer mit Trinkwasser gemacht, da Regenwasser, keine Karbonathärte enthält!“
Der pH-Wert sackt in den Keller und in Bereiche bei denen die Koi Schaden nehmen und sogar schnell sterben können. Auch die Filterbakterien vertragen so einen Abfall nicht. Daher ist es immens wichtig ausreichende Wasserwechsel zu machen um unter anderen die KH zu erhalten. Mitunter ist es sogar notwendig, KH manuell zuzuführen. Die ist z.B. mit Natriumhydrogencarbonat möglich, welches man als Pulverform erhalten kann. Somit lässt sich die KH gezielt erhöhen oder stabil halten.
Ausgehend meiner eigenen Erfahrungen und vielen Gesprächen mit Händlern und anderen Koihaltern bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ein stabiler KH Wert von 5-8 als optimal zu bezeichnen ist. Dann besteht immer genügend Nachschub für die Filterbakterien und genügend Puffer für den pH-Wert. Es ist mitunter ein wenig Übung notwendig den KH Wert in diesem Bereich zu halten. Die ausreichende Menge an Wasserwechsel oder in Kombination mit Natriumhydrogencarbonat, muss am eigenen Teich erst gefunden werden.
Ebenso großen Anteil an den biochemischen Prozessen im Koiteich hat der Sauerstoffgehalt. Die Koi brauchen Sauerstoff zum Atmen. Auch die Filterbakterien brauchen Sauerstoff zum Atmen. Ohne Sauerstoff ist ein Koiteich verloren. Man sollte wissen, dass warmes Wasser weniger Sauerstoff lösen kann, als kaltes Wasser. Daher ist auch bei einer Messung des Sauerstoffwertes, die Teichtemperatur mit einzubeziehen. Über Tabellen kann dann umgerechnet werden, wie hoch die Sauerstoffsättigung im Teich ist und ob diese die Lebensstandards der Bewohner erfüllt. Tatsächlich sind Koi über begrenzte Zeit sehr tolerant was den Sauerstoffgehalt angeht. Jedoch sollten Werte von 7,5 mg pro Liter nicht langfristig unterschritten werden. Die Fische müssen darunter viel Energie aufwenden um noch genügend Sauerstoff über die Kiemen zu gewinnen. Optimaler Weise liegt der Sauerstoffgehalt in Bereichen von 8 bis 11 mg/l. Schwankungen sind auf Grund der Jahreszeiten, Wassertemperatur und auch der Photosynthese der Algen im Teich, möglich. Gerade tagsüber bei Sonnenschein produzieren Algen Unmengen an Sauerstoff. Problematisch werden dann die Nächte. Ohne das Sonnenlicht kehrt sich der Prozess um und die Algen verbrauchen den Sauerstoff und scheiden CO2 aus. Daher sollte ein Koiteich immer über eine ausreichende technische Belüftung verfügen und eine ausreichende Wasserbewegung an der Oberfläche, die dafür sorgen, dass Sauerstoff in das Wasser eingetragen wird.
Dies waren die meiner Meinung nach sechs wichtigsten Wasserparameter die ein Koihalter kennen und messen können sollte. Es ist wichtig auch die Zusammenhänge zu verstehen, also wie sich einzelne Parameter gegenseitig beeinflussen können. Denn manchmal sucht man an der falschen Stelle, obwohl ein anderer Parameter oder eine selbst getroffene Maßnahme der Auslöser für ein Problem sein kann.