Einer der Hauptgründe warum Koi so viel Beliebtheit erlangen ist sicherlich ihre zutrauliche Art. Nur wenige andere große Fische lassen sich anfassen, streicheln und fressen teilweise direkt aus der Hand. Auch für mich ist es immer wieder faszinierend, wenn ich am Teich sitze und sofort die Aufmerksamkeit meiner Fische bekomme oder sehe wie Bekannte am Teich stehen und völlig fasziniert sind, auch wenn sie sonst keinen Bezug zu Koi haben.
Bleiben wir doch erst einmal bei diesem zutraulichen Verhalten. Zu weiten Teilen bin ich davon überzeugt, dass die Reaktion der Koi auch darauf beruht, dass sie meist etwas zu Fressen bekommen, sofern jemand an den Teich kommt. Sie sind also darauf konditioniert, dass es etwas zu Futtern gibt, wenn ein Mensch in Ihrem Blickfeld auftaucht. Jetzt kommt das ABER. Ich konnte ebenso feststellen, dass die Koi nicht auf alle Menschen gleich reagieren. Sie scheinen Unterschiede zu machen. Es gibt auch Geschichten von Koi, die nicht regelmäßig gefüttert werden und trotzdem einen hohen Menschenbezug aufbauen und sofort angeschwommen kommen. Woher also diese Zutraulichkeit kommt, kann ich nicht mit Gewissheit beantworten.
„Abgesehen von dem was uns Menschen viel Spaß bereitet, gibt es leider noch andere Verhaltensweisen, die jeder ambitionierte Koihalter über kurz oder lang, beurteilen können sollte.“
Das Schwarmverhalten
Sofern es nicht gerade etwas zu fressen gibt, kann ein Schwarmverhalten darauf hindeuten, dass die Koi in Aufruhr sind. Wenn Gefahr droht oder ein Ereignis stattfand welches die Koi erschreckt hat, sammeln sie sich oftmals in einem Schwarm. Das kann sicherlich auch sporadisch auftreten, aber sollte so ein Schwarmverhalten dauerhaft vorhanden sein, liegt meist eine Störung der Fische vor, die man beheben sollte. Diese muss nicht zwingend von außen kommen. Auch schlechte Wasserwerte können in einigen Fällen ein Schwarmverhalten auslösen. Das Schwarmverhalten tritt außerdem nach dem Keschern auf, wenn ein oder mehrere Koi gefangen wurden.
Abliegen und Flossenklemmen
Ein weiteres Verhalten das der Koihalter erkennen sollte ist das Abliegen. Koi liegen dann auf dem Teichgrund ab. Meist in Bereichen in denen die Strömung nicht so stark ist. Gerade im Winter und bei kalter Überwinterung, um die 4 Grad, passen Koi ihren Stoffwechsel an und verharren in einer Art Ruheposition, um Energie zu sparen. Jedoch ist es ebenso möglich, dass auch im Hochsommer Koi abliegen. Das muss grundsätzlich nichts sein worum man sich Sorgen machen muss. Allerdings sollte der Koihalter darauf achten, welche Fische öfter abliegen und ob dies zu einem Dauerzustand wird, bei dem man eingreifen sollte. Beim normalen Abliegen strecken die Koi ihre Brustflossen zur Seite. Besonders aufmerksam sollte der Koihalter dann sein, wenn das sogenannte Flossenklemmen eintritt. Die Koi liegen dabei ab und haben die Brustflossen an den Körper gezogen. Sollte dies eintreten liegt meist ein Problem vor. Sollte ein Koi länger als 24h in so einer Position verharren, empfiehlt es sich weiterführende Informationen über einen Experten oder Koitierarzt einzuholen.
Einseitiges Flossenklemmen
Eine weitere Form des Flossenklemmens ist das einseitige Flossenklemmen. Teilweise schwimmen die Koi dabei auch noch durch den Teich ohne abzuliegen. Auch hier gilt es das ganze sorgfältig zu sondieren und gegebenenfalls zeitnah Maßnahmen zu ergreifen.
Das Scheuern
Ein sehr bekanntes Verhalten bei Koi ist das sogenannte Scheuern. Dabei reiben die Koi ihre Kiemen oder andere Körperteile gegen Wände, Bodenablaufdeckel und Kanten im Teich. Meist schießen sie regelrecht an diesen Dingen entlang. Scheuern gibt es in verschiedenen Ausprägungen. Hier ist deutlich zu unterscheiden in welcher Häufigkeit das Scheuern auftritt und ob es auch in Zusammenhang mit anderen Verhaltensweisen einhergeht. Sofern ein Koi sich einmal Scheuert, oder auch zwei oder drei Mal am Tag, sollte man noch kein Fass aufmachen. Einer der Gründe für Scheuern kann z.B. eine leichte Überfütterung sein. Sollten also einige Koi nach der Fütterung anfangen zu Scheuern, liegt dies eventuell an zu viel aufgenommenen Futter. Gerade die Fressmaschinen, die immer schneller als der Rest des Bestandes fressen, können dadurch schon mal ein wenig Kiemenzwicken bekommen. Ebenso können Probleme im Gashaushalt des Teiches ein Scheuern auslösen. Dazu sollte man den PH-Wert, KH-Wert und die Art und Weise der Teichbelüftung unter die Lupe nehmen. Liegt der PH-Wert sehr hoch, reizt dies auch die Kiemen.
Sofern Koi im Minutentakt scheuern und dass über den gesamten Tag verteilt, spricht einiges dafür, dass starke Probleme vorliegen. Haut- oder Kiemenwürmer lösen so ein Scheuern bei Koi aus. Der Koihalter sollte also genau hinsehen und dann gegebenenfalls Maßnahmen einleiten.
Kiemenspülen
Wenn Koi an die Oberfläche kommen, Luft schnappen, dann abtauchen und die Luft aus Ihren Kiemen heraus blubbern, so dass Luftblasen aufsteigen, spricht man von Kiemenblubbern oder Kiemenspülen. Auch dieses Verhalten kann mehrere Ursachen haben. Der Auslöser kann in den Wasserwerten zu finden sein, aber auch bei Ein- oder Mehrzellern, die die Kiemen in Beschlag genommen haben. Man sollte sich auch in so einem Fall die Sache genau ansehen, aber nicht in Panik verfallen. Ein Prüfen der Wasserwerte empfiehlt sich immer. Bei anhaltenden Symptomen sollte ein Abstrich veranlasst werden.
Das Springen
Es gibt diese Aussagen, dass Koi gerne mal aus dem Wasser springen und dabei Fliegen fangen. Aus meiner bescheidenen Perspektive, kann ich das nicht ernst nehmen. Sofern Koi springen liegt immer ein Problem vor. Koi springen nicht ohne Grund. Sie fressen Ihre Nahrung normalerweise vom Grund (in Koiteichen meist an der Oberfläche) und nicht aus der Luft. Wie beim Kiemenblubbern ist die Ursache in den Wasserwerten, Bakterien oder Würmern zu finden. Die Häufigkeit ist auch hier entscheidend über das weitere Vorgehen.
Schnappatmung
Sollten eure Koi direkt an den Rückläufen aus dem Filter stehen oder direkt unter einem Wasserfall und dabei ihr Maul ununterbrochen auf und zu machen, spricht einiges für einen Sauerstoffmangel. Die Koi versuchen sich in so einem Fall im Teich an Orten aufzuhalten, an denen ihnen die Atmung leichter fällt. Dabei saugen sie ständig Wasser auf und pusten es durch die Kiemen wieder heraus um somit an mehr Sauerstoff zu gelangen. Ihr solltet schnellstmöglich eine Belüftung installieren und eventuell für Frischwasser sorgen. Ein gravierender Sauerstoffmangel kann zum Tode führen. Allerdings kann ein konstant schlechter Sauerstoffwert auch Folgeerkrankungen verursachen, da die Tiere geschwächt sind.
Dies waren die meiner Meinung nach, in der Praxis am häufigsten auftretenden Verhaltensweisen, die ein Koihalter kennen sollte. Grundsätzlich muss jedem Koihalter bewusst sein das seine Tiere ihm durch sein Verhalten bereits einiges aufzeigen können. Sicherlich ist auch ab und an schnelles Handeln notwendig. In den meisten Fällen sollte man jedoch Ruhe bewahren. Ruhe bewahren und die Koi genau beobachten. Meistens hat man 1-2 Tage Zeit die Lage gründlich zu sondieren und erst dann weitere Maßnahmen zu veranlassen. Und manchmal hilft auch schon ein Messen der Wasserparameter und ein kräftiger Wasserwechsel und die Koi helfen sich von alleine. Sollte man sich der Situation nicht gewachsen fühlen, oder unsicher sein, sollte man auf jeden Fall einen spezialisierten Tierarzt für Koi Karpfen hinzuziehen.